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Baum des Jahres 2003


Die Schwarzerle - Baum des Jahres 2003

Am 24.10.02 verkündetet in Berlin das "Kuratorium Baum des Jahres", dem auch die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald e.V. (SDW) angehört, die Schwarzerle (Alnus glutinosa L.) zum Baum des Jahres 2003.

Bildquelle:www.baum-des-jahres.de Die Schwarzerle hat sich aufgrund von zwei wichtigen Eigenschaften gegen die anderen Kandidaten Rosskastanie und Walnuss durchgesetzt:
Zum einen wegen ihrer Gefährdung durch die Wurzelfäule (Phytophthora), die für das sogenannte `Erlensterben« verantwortlich ist und zum anderen wegen ihrer enormen Bedeutung für den Hochwasserschutz.

Die Erle trotzt den Wasserfluten

Die Schwarz- oder auch Roterle genannt ist überall dort anzutreffen, wo es ganzjährig feucht ist. An Bach- und Flussläufen, Teichen und Seen oder in den sehr selten gewordenen Bruch- und Auwäldern. Besonders an Flüssen, die in regenreichen Monaten oder zur Schneeschmelze regelmäßig überfluten, übernehmen Erlen eine wichtige Funktion. "Schwarzerlen saugen wie ein Schwamm Wasser auf und verringern somit einen Oberflächenabfluss des Niederschlagwassers", so Jan Muntendorf, Diplom-Forstingenieur bei der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, Landesverband Hamburg e.V. Mit dieser Eigenschaft leisten sie einen wichtigen Beitrag zum Hochwasserschutz. Mit ihren über vier Meter langen Wurzeln stabilisieren sie darüber hinaus die Uferböschungen, verringern somit Bodenabtrag (Erosionen) und ermöglichen die Ansiedlung weiterer Pflanzen.

Die Erle ist bedroht

Seit 1994 wird in Deutschland ein neuartiges `Erlensterben« beobachtet. Verursacht wird die sogenannte Wurzelhalsfäule durch eine neue Pilzart der Gattung Phytophthora, die ausschließlich Erlen befällt.
Hierbei handelt es sich um einen Organismus, der sich aus zwei für die Erle bisher unbedeutenden Pilzerregern entwickelt hat. Der Erreger gelangt über das Wasser an die Wurzeln der Erlen. Dies erklärt das hohe Schadausmaß entlang zahlreicher Fließgewässer. Von dort dringt er in den Baumkörper ein.
"Der Pilz schädigt das Rindengewebe, wodurch das Wachstum und der Wassertransport stark eingeschränkt werden", so Jan Muntendorf. Trotz des ausreichenden Wasserangebotes geraten die Erlen zunehmend unter Wasserstress und verdursten. Besonders wird dies in sehr trockenen Sommern deutlich - sie brechen dann schlagartig zusammen.
Die Erlen besitzen nur einen eingeschränkten Abwehrmechanismus, der den Ausbruch der Krankheit Ÿber mehrere Jahre hinweg verhindern kann. Dann aber schreitet die Krankheit sehr schnell fort und führt zum Absterben des Baumes. Die Krankheitssymptome sind eindeutig: Aufgelichtete Kronen, kleine vergilbte Blätter, gehäuft am Stamm entspringende kleine Zweige, sog. Wasserreiser und schwarz-braune Flecken am Stammfuß ("Teerflecken"). Direkte Bekämpfungsmaßnahmen sind aufgrund der Lebensweise und gesetzlicher Bestimmungen zur Zeit nicht möglich.
"Bei Neupflanzungen muss darauf geachtet werden", so Jan Muntendorf, "dass die Erlen aus überprüften Baumschulen stammen. Es besteht sonst die Möglichkeit, infizierte Pflanzen in noch gesunde Bestände zu tragen". Dort wo es möglich ist, sollte man anstehende Erlenpflanzungen durch Esche, Moorbirke oder verschiedene Weidenarten ersetzten.

Erscheinungsbild

Die Schwarzerle ist eine in der Jugend schnellwachsende Baumart. Sie erreicht max. eine Höhe von 30 m und wird bis 120 Jahre alt. Die Borke ist in der Jugend glatt und braun gefärbt; im Alter ist sie stark rissig und schwarz gefärbt (daher auch der Name Schwarzerle). Das Holz ist rötlich und wird gern im Möbelbau (Einbauküche) verwendet (Roterle).
Die Schwarzerle ist eine relativ lichtbedürftige Baumart und gedeiht am besten im Freistand. Sie gehört zu einigen wenigen Baumarten (dazu zählen noch einige Weidenarten), die sehr gut mit hoher Bodennässe zurecht kommt. Im Gegenzug reagiert sie äußerst sensibel auf Trockenheit.
Die Laubblätter sind oval bis rundlich und an der Spitze eingekerbt. Im Herbst verfärben sie nicht wie andere Baumarten. Sie fallen grün vom Baum. Das Laub (Streu) ist leicht zersetzbar und enthält sehr viel pflanzenwichtiges Stickstoff. Die männliche Blüten bilden bis zu 10 cm lange Kätzchen (Blüten). Die weibliche Blüte ist nur max. 1,5 cm groß und entwickelt sich nach der Bestäubung zu einem schwarzen rundlichen Fruchtzapfen, der gern für Gestecke verwendet wird.

Besonderheiten

Die Schwarzerle ist in ganz Deutschland verbreitet. Früher bildete sie auf nassen Standorten flächendeckend den Erlenbruchwald, eine heute seltene aber sehr artenreiche Waldform. Entwässerung und Kultivierung ließen die Erlenbruchwälder auf kleine Restbestände zusammenschmelzen. Heute stehen sie auf der Roten Liste. In Hamburg gibt es noch relativ intakte Erlenbrüche im Duvenstedter Moor, Raakmoor und Ependorfer Moor.

Die Schwarzerle zeichnet sich durch eine ganz besondere Eigenschaft aus.
Im Wurzelbereich geht sie mit Mikroorganismen eine Symbiose (Lebensgemeinschaft) unter Ausbildung von dauerhaften Wurzelknöllchen ein. Diese Mikroorganismen kšnnen Luft-Stickstoff binden und verändern ihn so, dass er von den Erlen direkt aufgenommen werden kann. Im Gegenzug erhalten die Mikroorganismen von der Erle lebenswichtige Nährstoffe. Aufgrund dieser Lebensgemeinschaft kann die Erle auch solche Standorte besiedeln, auf der die Stickstoffversorgung nicht ausreichend ist.